viewfinder #HARZ #01 Kontroll-Gang

Mit aufmerksamen Blicken suchen die Männer die Stollenwände ab. Sie klopfen hier und da mit dem Hammer gegen das Gestein. Mit geschultem Gehör bemerken sie schnell lockere Stellen. Geschickt entfernen sie was sonst runterfallen und jemanden verletzen kann. Kontrollgang im 19 Lachter Stollen. Sicherheit ist oberstes Gebot, damit die Besucher heile ans Tageslicht kommen.

Befahrung

Wer läuft, der fährt. Zumindest im Bergbau ist das so. Weit fährt man also zu Fuss in den Stollen ein. Rechts kommt irgendwann Licht. Eine große Halle beherbergt eine elektrische Fördermaschine aus dem Jahr 1914. Sie bleibt rechts liegen. Das Ziel ist weiter hinten, jenseits des 261 Meter tiefen Ernst August Schachtes. Nass glänz das Holz im Dunkeln. 20 Tonnen schwer ruht das Kehrrad in seinen Lagern. Über 60 Prozent der gewaltigen Maschine sind noch orginal.

 Mittelpunkt des Stollens

 Das Kehrrad war die wichtigste Maschine im Bergwerk. Seine Kraft bewegte alles im Schacht auf und ab. Ein Kehrrad kann je nach Richtung des Wasserlaufes in zwei Richtungen drehen. Mit dieser Technik konnten die Seile im Schacht nach oben und nach unten laufen. In der 12 Meter hohen Radstube dreht sich das Rad wie vor über 100 Jahren. Wenn die Grubenführer das Wasser in die 156 Schaufeln laufen lassen beginnt der Berg zu beben. Plätschern, Knarren, Wummern – Das fast zwei Meter breite und 9,50 Meter hohe Kehrrad scheint ein lebendes Wesen zu sein.

Pflegefall

 Drei Bergleute waren ursprünglich nur für die Pflege des Rades zuständig. Täglich mussten die Lager geschmiert werden. Ständige Kontrolle und Wartung stand auf dem Plan als das Rad noch lief. Heute dreht sich das hölzerne Rad nur noch bei Führungen. Schmieren ist aber immer noch wichtig. Nur wenn regelmässig die Nabe eingefettet wird kann der Betrieb reibungslos laufen. 2013 wurde das Rad rekonstruiert. Vergammeltes Holz wurde ersetzt und heute läuft es wieder auf der Originalwelle von 1848.

 

Video/Panorama/ Text: Stefan Sobotta | Fotos: Tom Tautz