Der Ofen ist aus

Mit der Bäckerei Bachmann schließt die letzte Altstadtbäckerei in Goslar.

Die Stadt schläft noch als ich im Dunkeln die geheime Klingel neben der Ladentür in der Breiten Straße drücke. Die Fachwerkhäuser liegen im Dunkeln. Schnell geht das Licht an und die Tür auf. Uwe Bachmann ist um diese Zeit schon voll bei der Arbeit. Das letzte Mal. Als ich um drei Uhr in der Früh in die Backstube komme, ist trotzdem klar: heute geht hier der Ofen für immer aus. Es ist der letzte Arbeitstag in der Familienbäckerei. Dann endet eine über hundert Jahre alte Geschichte. Zuletzt standen Bettina und Uwe Bachmann nur noch allein in Backstube und Laden. Hohe Investitionen hätten angestanden, um den Betrieb weiterführen zu können. Der Schlussstrich wurde schon vor längerem gezogen. Der letzte Arbeitstag hier an diesem Ort war schon lange geplant. Es war einfach zu viel.

In der Backstube spielt das Radio. Uwe Bachmann knetet die letzten Teige. Vieles ist bereits vorbestellt. Brötchen, verschiedenste Brote, Zuckerkuchen, die beliebten Käsestreifen und natürlich die Spezialität eines jeden Samstags, die Seelen wird es auch am letzten Tag geben. Schnell wird klar: Bachmanns fester Händedruck kommt nicht von ungefähr. Handwerkliches Backen ist trotz großer Knetmaschinen noch viel Handarbeit. Das macht starke Arme. Ganz allein im Betrieb geht sowas dann irgendwann nicht mehr. Teig kneten, Brote formen, den Ofen im Auge behalten. Man muss als Bäcker sehr gut organisiert sein, um das alles zu schaffen. Die Zeit vergeht schnell. Um halb sechs öffnet der Laden. Vorher hat Bettina Bachmann schon die ersten Vorbestellungen in Tüten verpackt. Eine gewaltige Arbeit, da nicht alles gleichzeitig fertig ist. Brote bekommen Namenszettel und die Auslagen im Laden werden gefüllt. An die Regale montiert sie mit Klebeband die Namen und Preise der Brote.

Die ersten Kunden kommen und um sieben Uhr wird es vor der Tür trubelig. Die Nachbarn haben sich versammelt zum Singen für ihr Bäckerpaar. „Viel Glück und viel Segen auf all‘ euren Wegen.“ Ein paar Trännchen werden zerdrückt. Dann geht die Arbeit weiter. Der Teig wartet nicht. Mit der Bäckerei Bachmann verliert die Welterbestadt die letzte Bäckerei innerhalb der Stadtmauern. „Da müssen wir wohl ab jetzt selbst backen“ ist von irgendwo zu hören.